Kreolisch Reisen 1 | Die Odyssee

Einen Flug zu buchen ist heute relativ einfach. Suche im internet, nach ein paar clicks hast du die gewünschte Destination an gefälligem Datum und gleich ein Mietauto dazu. Fertig. Ein Reisebüro oder eine Person mit Insiderwissen wäre dennoch die bessere Wahl gewesen. Aber so hab ich dafür mehr zu erzählen… naja. Ich beginne von vorne.
Ich habe mich an einem Sonntag vor meiner viewöchigen Wien-Abstinenz noch ausgiebig kulinarisch von meiner Heimat verabschiedet. In einem echten alt eingessesenen, traditionellen Cafe in der Gumpendorfer Straße, mit Leberknödelsuppe (na servas – mit vier Stück!! – volle Hauptmahlzeit), Mohntorte und einem großen Braunen sollte die gute Erinnerung an mein Zuhause noch für eine Weile aufrecht erhalten werden. Als es zum Zahlen kam (immerhin heiße Eur 8,20), bemerkte ich das definitive und tatsächliche Fehlen meiner Geldbörse. Der Wirt meinte nur: „…des is aber schlecht.“ Mir war das ziemlich peinlich, doch mein Hirn fand auch in dieser Situation rasch eine Lösung: ich hatte noch zwei Schüler zu unterrichten, also würde ich einen, den ich schon länger kenne, um 10 Euro anschnorren und das Geld später vorbeibringen. Funktionierte wunderbar.
Der Wirt bedankte sich überschwänglich, als hätte ich ihm einen Gefallen getan, aber wahrscheinlich war es nur wegen des relativ guten Trinkgeldes. Meine Geldbörse, ach ja, die lag schon fein säuberlich vorbereitet bei meinen Reiseutensilien. Was nimmt man mit für vier Wochen und praktisch JEDES Wetter? In den Bergen kühl, an der Küste heiß…! Auf jeden Fall eine Geldbörse. Das Kofferpacken ging dann relativ rasch von sich, da ich gar keine andere Wahl, sprich: wenig Zeit hatte. Am Flughafen sagte die Kontroll-Waage Koffer: 25 Kilo, also mußten die Ölkreiden, eine Jacke, ein paar Schuhe eine Badetasche und meine geliebten Tusche-Fläschchen wieder raus. Nach erneuter Abwägung (22 Kilo?) durfte das Zeichenmaterial wieder mit. Na dann. Ich hoffe, ich habe Zeit, es zu verwenden.Ich genoß mit meinem Mann noch einen Kaffee am Flughafen, besser gesagt er genoss den Kaffee und passte auf mein Gepäck auf, während ich noch in der Apotheke, im Buchladen und beim Billa Lebensmittel einkaufte… Aber was tut man nicht alles für einen geliebten Menschen?! Meinen Kaffee trank ich dann erkaltet, alleine, da er dann auch schon wieder weg mußte.Die erste schöne Nachricht am Gate war die, dass der Flieger aus Paris noch nicht eingetroffen und daher mit einer Verspätung zu rechnen sei. Zunächst mit 15 Minuten aus der schlußendlich 44 Minuten wurden. Das wäre ja nicht weiter schlimm gewesen, hätte ich nicht in Paris die Aufgabe gehabt, den Flughafen zu wechseln, um den Anschlußflug nach St. Denis, Reunion zu nehmen. Nun muß man wissen, dass es vom Flughafen Charles De Gaulle, wo ich landete, bis nach Orly etwa eine Stunde und 10 Minuten braucht. Und da wäre der hilfreiche Hinweis einer kundigen Person vonnöten gewesen, die mich darauf aufmerksam gemacht hätte, das man sowas NICHT buchen soll, oder dass das in diesem Zeitrahmen zumindest ned leiwand is!!Von nun an war alles Stress pur. Mit ständigem Blick auf die Uhr holte ich mein Gepäck ab, das erfreulicherweise erstaunlich schnell da war, und suchte nach dem Shuttle Bus nach Orly, für den ich in Wien einen Voucher bekommen hatte. Ein freundlicher Hinweis einer Dame führte mich fälschlicherweise ans andere Ende des Flughafens, wo es zwar einen Airport Shuttle gab, aber nicht den nach Orly.

Was man für ungaubliche Kräfte entwickeln kann, merkt man dann, wenn es wirklich vonnöten ist. Mit voller Kraft voraus hirschte ich mit meinen beiden Rollis wieder ans andere Ende des Flughafens, wo man mir nach zwei erfolglosen Auskunftsansuchen versicherte, ja, der Busbahnhof sei hier, genau vis a vis. „Aber der Bus geht nicht, weil die Fahrer sind seit etwa einer Woche im Streik“!!! “Können die mir das nicht in Wien sagen, diese Vollkoffer!!!”  Leichte Verzwiflung setzte ein, doch die Lösung war klar. Und sie kam auch in Form eines freundlichen Mannes, der mich fragte, ob ich ein Taxi brauche. Jaaaaaaa!!! Ich will.

Er schnappte sich meinen großen Koffer und führte mich durch ein paar Aufzüge und Drehtüren zu seinem Wagen: große Limousine in schwarz, jedoch kein Taxi Schild, kein Aufkleber, gar nichts. Er sei von UBER, sagte er, das sei viel billiger. Ich fragte, was die Fahrt kosten solle, .. naja das kommt darauf an… Das war mir jetzt schon nicht geheuer. Ich wollte seine UBER-Linzenz oder irgend etwas in der Art sehen. Mein großer Koffer war schon in seinem Kofferraum. Ah, sie wollen meinen Führerschein sehen? Nein, die Lizenz….! Aha, Sie können gerne ein Foto von meinem Führerschein machen… “Nein danke!”, ich sprintete aus dem Wagen, holte meinen Koffer wieder aus dem Heck und sagte, “Ich nehme mir jetzt ein Taxi! Ein richtiges.” „Oui Madame, pas de probleme…“

Pfffffff… jetzt mal nicht die Nerven verlieren. Ich sah Taxis ankommen, Leute ausladen und fragte zwei von ihnen, ob sie frei wären, aber sie meinten, sie dürften mich nicht mitnehmen… Genau jetzt hätte ich am Liebsten meine Nerven weggeschmissen, wenn ich gekonnt hätte. Ein Instinkt führte mich wieder zurück ins Flughafengebäude, wo ich erkannte, dass die Wegfahrebene mit freien, grün leuchtenden Taxischildern genau eine Ebene unter mir lag. Na dann…

Schlußendlich saß ich endlich in einem offiziellen Taxi auf dem Weg nach Orly. Na geht doch. “Leider, es ist Hauptverkehrzeit, Madame, die Straßen sind ziemlich „beschäftigt“ wie man hier sagt”… Ich sah schon die lange Kette an roten Rücklichtern vor uns auf der Autobahn… Stau!  What shall’s, wie man bei uns sagt – tief durchatmen und ausharren…  ich hatte ohnehin keine Wahl.